Klischee, Out of Limerick, Transport

Drei Spuren

Auch im übertragenen Sinne bin ich gerade auf Spurensuche: Bevorzugt in meiner Kindheit und meiner Herkunftsfamilie, aber auch in meinen sonstigen Beziehungen und in denen mir Nahestehender.

Vergleichsweise einfach scheint mir da – eine Aufgabe, die mir das Leben auch gelegentlich stellt – die Spurensuche auf der Autobahn zu sein.

Vereinfacht gesagt, mache ich das so: Immer so weit rechts, wie es geht. Also, auf einer dreispurigen Autobahn rechts, wenn ich nicht gerade jemanden überhole. Dann halt in der Mitte. Und wenn ich jemanden überhole, der gerade selbst überholt, dann links. Und wenn ich vorbei bin und der Überholvorgang damit auch, schere ich wieder eine Spur weiter rechts ein.

So habe ich das mal beigebracht bekommen, es hat mir eingeleuchtet, und wenn nicht irgendeine entscheidende Änderung an mir vollkommen vorüberging, ist diese Herangehensweise auch kompatibel mit der Straßenverkehrsordnung.

Meine Befürchtung lautet allerdings: Mehrheitsfähig ist sie nicht. Es gibt zwar durchaus einige Fahrer, die sich so verhalten – nennen wir sie mal „vom Typ A“ – doch verbreiteter scheinen mir andere Prinzipien zu sein.

Es gibt zum Beispiel (Typ B) Fahrer, die grundsätzlich auf der mittleren Spur fahren. Der Vorteil liegt zweifellos auf der individuellen Ebene: Die Beobachtung anderer Verkehrsteilnehmer, insbesondere im Rückspiegel, erübrigt sich weitgehend. Der Musik, Gesprächen mit Mitfahrern oder dem Handy können diese Wagenlenker somit gesteigerte Aufmerksamkeit entgegenbringen. Die Geschwindigkeit wählt dieser Fahrertyp meist im mittleren Bereich, wobei Anpassungen an die Verkehrslage häufig unterbleiben.

Auch eine dritte relativ häufig vorkommende Kategorie von Fahrern (Typ C) folgt einem einfachen Grundsatz: Sie fahren immer dann auf der linken Spur, wenn sie eigentlich gerne schneller fahren möchten, als es die Dichte des Verkehrs zulässt. Das kann nahezu immer sein.

Nun ja – Prinzipientreue ist eine Eigenschaft, die allgemein einen guten Ruf genießt, scheint mir. Ich bin da eher flexibel … hoffe ich. Zumal ich feststellen konnte, dass man – vorausgesetzt, rechts an Fahrzeugen vorbeizufahren, die aus Prinzip in der Mitte oder links fahren, macht einem keine Probleme – als Fahrer vom Typ A nicht unbedingt langsamer unterwegs ist als die anderen.

Und man fährt entspannter. Und sehr wahrscheinlich sicherer.

Kommt gut an!

Standard