Neologismus, Out of Limerick

Landung

Da wartete ich nun in diesem äußerst übersichtlichen Terminal auf meine Tochter. Die Mutige. Die vom Jakobsweg heimflog. Hatte mir ein Eis geholt (Vanille und Nocciola in der Waffel) und schlenderte in der Halle auf und ab.

Hin und wieder kamen Menschen, einzeln, in Paaren oder kleinen Gruppen mit ihrem Gepäck durch die sich automatisch öffnenden Milchglastüren. Eher müde oder entspannt als eilig. Da das Flugzeug aus Santiago de Compostela noch nicht als gelandet angezeigt wurde, mussten es wohl Passagiere aus Bari sein.

Als ich die Türen wieder einmal für kurze Zeit aus den Augen gelassen hatte, stand sie da. Wie aus dem Ei gepellt, wie man so sagt. Ich nehme an, es muss ein Pfauenei gewesen sein. Eher unterdurchschnittlich groß, mit dunklen, glatten, etwas mehr als schulterlangen Haaren. Ein Sommerkleid tragend … irgendwie bunt, aber hauptsächlich weiß. Fast schlank. Mit roten, hochhackigen Schuhen. Geschminkt, nicht zu sehr.

Sie guckte sich kurz suchend um und griff dann zum Handy. Bevor aus meinem Schauen ein Starren werden konnte, ging ich wieder eine Runde durch den seitlichen Teil der Halle, ohne Blick auf die Milchglastüren.

Als ich zurückkehrte, telefonierte sie, erreichte aber offenbar niemanden. Tippte eine Nachricht. Verzog ein wenig den Mund. Ich eine Augenbraue.

Auf der nächsten Runde entstand ein Satz. „Sie sehen ja nicht aus wie jemand, den ich warten lassen würde.“ Ein Lächeln dazu. Ein wenig mitfühlend, ein kleineres wenig spöttisch. Dieses fand den Weg nach außen. Jener nicht.

Nach der übernächsten Runde sah ich sie gerade noch, ihren Rollkoffer hinter sich herziehend, nach draußen gehen und sich in die Sonne auf die Treppe setzen.

Eine Viertelstunde später verließ ich in angeregtem Gespräch mit meiner Tochter das Gebäude. Sie saß sie noch da. Wir lächelten uns an.

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